Aufgepasst Herrschaften, jetzt gibt’s mächtig was auf die Ohren! Und nicht nur heute, mit großem Vergnügen präsentieren wir euch unsere neue Rubrik, den Soundtrack der Woche. Künftig werden wir jede Woche einen herausragenden Videospielscore vorstellen, Informationen über Spiel und Komponist vermitteln und mit Hörproben belegen, warum die entsprechende Musik auch wirklich so toll ist, wie wir es behaupten. Audiophile Feinschmecker sollten schon mal in Lauerstellung gehen, denn hier gibt’s ausschließlich Feinkost. Viel Vergnügen.
Bereits zu Zeiten, als Disketten noch High-Tech waren und Videospiele auf so exotischen Medien wie Magnetbändern vertrieben wurden, gab es immer wieder Melodien, hinter deren sperriger, technischer Fassade sich wundervolle Kompositionen verbargen. Heute weltberühmte Themen, wie etwa von Mario, Zelda oder Final Fantasy, wurden von den Eltern der 80er und 90er aufgrund des Dudelcharakters kaum als ernsthafte Musik erachtet. Wir wollen in unserer Rubrik künftig jedoch nicht ganz soweit zurückgehen und uns primär der Ära widmen, als Musik in Videospielen schon über erkennbare Instrumente verfügte – also irgendwann in den 90ern.
Den Anfang macht heute ein Titel, der zwar zur historischen Jahrtausendwende erschien, im Weihnachtsgeschäft 1999 aber fast eine Spur zu wenig Beachtung erhielt. Jet Force Gemini, der Third-Person-Shooter aus dem Hause Rare, erschienen für das Nintendo 64. Der etwas eigenwillige Stil mit den kindlichen Zwillingshelden Juno und Vela, der von schleim- und bluthaltiger Balleraction konterkariert wurde, verbarg ein ausgesprochen umfangreiches Abenteuer, das audiovisuell zum Besten gehörte, was die 64Bit-Konsole bieten konnte. Außerdem war das Spiel ein Zeugnis der Schöpfungskraft Rares, die erst ein Jahr zuvor das Maßstäbe setzende Banjo Kazooie veröffentlichten, 1999 neben Jet Force Gemini noch eben das gigantisch große Donkey Kong 64 auf den Markt warfen, nur um gleich darauf im Frühsommer 2000 mit Perfect Dark einen der bis dato besten Ego Shooter zu veröffentlichen. Conquers Bad Fur Day und Banjo Tooie führten 2001 die gute Tradition fort, bevor durch den microsoft’schen Kauf im Jahr 2002 Rare, wie man es einst kannte, langsam aber sicher aufhörte zu existieren. Heute stellen die einstigen Ausnahmeentwickler die Kinect Sports-Spiele für die Xbox her.
Neben dem hervorragenden Gameplay und stets bestmöglicher Grafik, verfügten Rare-Spiele schon fast beiläufig über durchweg sehr gute Soundtracks. Dafür verantwortlich waren in erster Linie die zwei Stammkomponisten Grant Kirkhope und Robin Beanland. Während Erstgenannter federführend die Musik der Banjo-Teile oder von Perfect Dark schrieb, arbeitete Beanland schon zu Super Nintendo-Zeiten für Rare und unter anderem an Stücken für das erste Donkey Kong Country. Seine wohl beste Arbeit dürfte aber die Musikuntermalung von Jet Force Gemini sein, die vom ehemaligen IGN-Journalisten Matt Casamassina als „some of the very best ever put into a Nintendo 64 game“ bezeichnet wurde. Gemäß des kriegslastigen SciFi-Settings, setzte Beanland auf militäisch angehauchte Klänge mit starken Pauken und einem meist von Bläsern dominierten Orchester. Da es seinerzeit noch üblich war, Spielen eine durchgängige Musikuntermalung zu verpassen (moderne Actionspiele beschränken sich in der Regel auf Umgebungsgeräusche und setzen Musik nur dramaturgisch gezielt ein) erhielt jeder der zahlreichen Level, vom Intro über das hübsche Charakterauswahlmenü bis hin zum Endkampf eine höchst eingängige und ohrwurmtaugliche Melodie. Bezeichnend hierfür ist allein die Titelmusik, die man – einmal gehört – in der Regel nicht mehr vergisst. Ebenfalls prägend für den Stil des Spiels und hervorragend zum Reinhören geeignet, sind die Hintergrundmelodien der beiden Raumschifflevel Sekhmet und SS Anubis. Pompös, ein wenig schwer, gerade im Fall der SS Anubis aber auch sehr epochal. Dass Beanland jedoch auch anders kann, demonstrierte er in den ruhigen Passagen des Spiels, bei denen die Mission Wasserruinen definitiv als Highlight heraussticht. Deren ruhige und doch eingängige Musik vermag es tatsächlich, von der uralten Geschichte dieses verlassenen Ortes zu erzählen. Und sozusagen als Fingerübung obendrauf präsentierten die Bonusmissionen mit Roboter-Kumpel Floyd gleichzeitig mit welcher Leichtigkeit die orchestralen Themen des Spiels interpretiert werden können. Wer das Abenteuer seinerzeit gespielt hat, wird sich sicher noch an zahlreiche Melodien erinnern, doch auch Neulingen können wir diesen Soundtrack wärmstens empfehlen, denn durch die vielen Ohrwürmer ist er sehr leicht aufzunehmen, aber nur schwer wieder zu vergessen.
Da Rare seinerzeit den Score nicht separat veröffentlichte, ist es schwer eine vollständige Tracklist mit offizieller Reihenfolge zu finden. Die folgende Auflistung enthält jedoch die wichtigsten Stücke aller Level. Freund Youtube stellt zudem eine umfangreiche Sammlung der Stücke in guter Qualität, sodass ihr euch ungestört durch die Tracks klicken könnt. Wir wünschen dabei viel Vergnügen.
Jet Force Gemini – OST auf Youtube
01 rith essa
02 mizar’s palace
03 water ruins
04 ichor military base
05 cerulean
06 eschebone
07 goldwood
08 ss anubis
09 tawfret
10 spawnship
11 sekhmet
12 abandoned spacestation
13 flume
14 asteriod
15 disco fever
16 title
17 flloyd missions
18 character select
19 space travel
20 stage clear
21 hover craft race
22 ambience of ss anubis
23 lost life
24 boss battle