Angespielt: Xenoblade Chronicles (Wii)

Rollenspieler haben auf der Wii bisher eher wenig geboten bekommen und mussten sich an ein anderes System halten. Doch immer mal wieder warten Entwickler und Publisher mit einer Überraschung auf. So auch, als Nintendo Anfang des Jahres bekannt gab, dass Xenoblade Chronicles (vorher bekannt als Monado: Beginning of the World) noch 2011 in Europa erscheinen soll. Mittlerweile hat der von den Entwickler der Baten Kaitos– (GameCube) und Xenosaga-Reihe (PS2) stammende Titel auch einen Release-Termin erhalten: Bereits am 19. August und damit zwei Wochen früher als ursprünglich angekündigt gelangt das Japan-Rollenspiel nach Europa. Auf dem Post E3-Event hatten wir erstmals Gelegenheit selbst Hand an Xenoblade Chronicles zu legen. Deshalb wollen wir euch das bisher wahrscheinlich beste Wii-Rollenspiel genauer vorstellen.

Wie in japanischen Rollenspielen üblich übernehmt ihr die Kontrolle über eine Gruppe von Helden, wobei der junge Shulk die Hauptrolle in der Geschichte von Xenoblade Chronicles übernimmt. Dabei dreht sich die Story unter anderem um das magische Schwert Monado, sowie um den Kampf zwischen den Bewohnern der beiden Welten. Das Besondere an diesen Welten, dass sie im Grunde die Körper zweier Götter sind die in ihrem ewigen Kampf gegeneinander erstarrt sind. Auf den Göttern leben die Menschen und Tiere und eine richtige Welt ist entstanden. Diese scheint, soweit wir das nach unserer Spielsession beurteilen können, über abwechslungsreiche Gebiete und zahlreiche Dörfer und Städte zu verfügen. Außerdem kommt Xenoblade Chronicles mit einem aktiven Tag-Nacht-Wechsel daher, den ihr aber auch frei beeinflussen könnt. Über eine Uhr im Menü lässt sich so immer die gewünschte Tageszeit einstellen. Das ist allerdings keine bloße Spielerei, sondern hat durchaus Einfluss auf die Spielwelt. Zum Beispiel trefft ihr einige Personen nur zu bestimmten Tageszeiten oder auf den Ebenen sind Nachts andere Gegner unterwegs als am Tag.

Die Gespräche mit den Bewohnern der Spielwelt bringen übrigens nicht nur bloße Informationen oder dienen zum weiterkommen in der Geschichte. Sie halten auch Aufträge für euch bereit und bieten damit einige Beschäftigungen neben dem Hauptstrang des Spiels. Wie Abwechslungsreich sich die einzelnen Missionen gestalten, können wir allerdings noch nicht sagen. Sicher ist aber, dass es einige Aufträge geben wird, bei denen es darum geht in einem bestimmten Gebiet bestimmte Gegner zu besiegen. Außerdem soll es zufällige Missionen geben, die ihr annehmen könnt, wenn ein bestimmtes Ereignis in der Spielwelt geschieht. Insgesamt soll sich die Spielzeit durch die Nebenquests etwa verdoppeln und damit über 100 Stunden an die Konsole fesseln.

Ein wichtiger Aspekt von Rollenspiel ist neben Story, Charakteren und Spielwelt ganz klar das Kampfsystem. Bei diesem haben sich die Entwickler von Monolith Soft offenbar ein wenig an Final Fantasy 12 orientiert. So werdet ihr Zufallskämpfe genauso wenig finden als auch ein direkt rundenbasiertes Kampfsystem. Doch völlig offen sind die Kämpfe auch nicht. Stattdessen wählt ihr über ein Menü am unteren Bildschirmrand eure Aktionen aus. Habt ihr eine Fähigkeit gerade benutzt, müsst ihr allerdings warten bis diese sich wieder aufgeladen hat, bevor ihr sie erneut nutzen könnt. Das erinnert zum Teil noch an die Runden von früher, aber auch an viele westliche Rollenspiele und MMORPGs. Wichtig ist allerdings auch die Position eures Charakters zum jeweiligen Gegner. So verfügt Hauptcharakter Shulk über einen Schwertschlag der deutlich mehr Schaden verursacht, wenn ihr hinter eurem Gegner steht. Das macht die Kämpfe sehr lebendig und Actionreich. Den von euch gewählten Gegner visiert ihr während des Kampfes immer automatisch an, wodurch die Übersicht gewahrt bleibt.

Selbstverständlich erhalten die einzelnen Charakter, maximal können drei an den Kämpfen teilnehmen wobei ihr sie außerhalb von diesen immer austauschen könnt, Erfahrungspunkte und steigen entsprechend im Level auf. Doch dabei verfügt Xenoblade Chronicles auch noch über eine Besonderheit. So gibt es für jeden der Charaktere drei unterschiedliche Talent-Bäume. Die darin enthaltenen Talente entwickeln sich während dem Spielen automatisch, allerdings ist es vorher erforderlich einen der Bäume auszuwählen. Die nun erlangten Punkte gehen immer automatisch auf das nächste Talent im gewählten Baum. Bereits erlernte Talente und Fähigkeiten lassen sich mit entsprechenden Punkten erweitern. Doch auch hier gibt es eine Einschränkung, da die jeweilige Fähigkeit nur soweit entwickelt werden kann, wie ihr sie freigeschaltet habt. Weitere Stufen werden durch Bücher, die ihr bei Händlern kaufen könnt, zugänglich.

Dazu kommt noch das sogenannte Harmonie-System. Dieses gibt die Beziehung zwischen einzelnen Charakteren eurer Gruppe an. Durch gute Harmonie gibt es wiederum unterschiedliche Boni. So lassen sich auch Talente in den Bäumen miteinander verknüpfen, wodurch ein Charakter Fähigkeiten erhält, die dieser sonst nicht haben kann. So ist es zum Beispiel möglich, dass ein eher schwacher Charakter auch starke Rüstung tragen kann, wenn dieses Talent eines anderen Charakters mit einem Talent des schwächeren Charakters gekoppelt wird. Für die Koppelung von zwei Talenten werden allerdings Harmonie-Münzen benötigt. Erst wenn genügend Münzen vorhanden sind, ist eine Verbindung von Talenten möglich. Dazu lassen sich nicht alle Talente miteinander koppeln. In den Talent-Bäumen werden die jeweiligen Fähigkeiten mittels Formen dargestellt. Nur zwei Talente, die eine identische Form besitzen, zum Beispiel einen Kreis, lassen sich also miteinander koppeln.

Doch das ist nicht alles worauf das Harmonie-System Einfluss hat. Im weiteren Verlauf des Spiels lassen sich sogenannte Kristalle schmieden. Diese können in Ausrüstung, die über Sockel verfügt, eingesetzt werden wodurch Boni wie mehr Lebenspunkte aktiviert werden. Für das Schmieden von diesen Kristallen werden allerdings mehrere Charaktere benötigt. Haben die dafür eingesetzten Personen eine gute Harmonie zueinander, erhaltet ihr am Ende ein besseres Ergebnis. Weiter greift das Harmonie-System auch außerhalb eurer Gruppe bei NPCs. In wie weit es hier Einfluss hat, können wir aber noch nicht genau sagen und auch wie stark sich die Harmonie auf die Mitglieder der Gruppe auswirkt, können wir noch nicht genau beurteilen. Dafür konnten wir Xenoblade Chronicles nicht lang genug spielen.

Grafisch könnte Xenoblade Chronicles übrigens ein wahres Highlight auf der Wii werden. Zumindest die Außengebiete haben uns sehr gut gefallen und ließen uns staunen zu welcher Leistung die mittlerweile deutlich in die Jahre gekommene Wii fähig ist. Besonders auf der weiten Ebene kamen wir nicht umher, den Hut vor den Entwicklern zu ziehen. Das Gras bewegt sich im Wind, die Sonne oder der Mond bestrahlen die Landschaft gekonnt. Leider sind die Charaktermodelle dafür nicht ganz so gut gelungen. Zwar wirken sie meist wirklich schick und gut in das Spiele eingebunden, aber in den Zwischensequenzen fallen doch einige deutliche Mängel auf. Gerade die Hände wirkten nicht realistisch und wirkten manchmal fehl am Platz. Das haben wir sogar auf der Playstation 2 schon besser gesehen. Aber vielleicht stört das im Gesamtbild letztlich überhaupt nicht. Das wird sich allerdings erst im Test zeigen. Zum Sound und zur Musik lässt sich leider bisher nicht viel sagen, da wir hier aufgrund der Umgebung in den Räumlichkeiten von Nintendo kein wirkliches Urteil fällen wollen. Gelungen scheint der Soundtrack aber zu sein. Genauso auch die englische Sprachausgabe und die deutschen Untertitel.

Zur Steuerung können wir allerdings bereits weit mehr sagen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Xenoblade Chronicles für den Classic Controller entworfen wurde und auch mit diesem gespielt werden sollte, da dies wirklich gut funktioniert. Wiimote und Nunchuk verfügen einfach nicht über genügend Tasten. Deshalb erscheint das Rollenspiel neben der Standardversion auch im Bundle mit dem exklusiven roten Classic Controller Pro.

Unsere Einschätzung

Bereits vor dem Post-E3-Event hatte ich von Xenoblade Chronicles gehört und den Titel ganz oben auf meine Liste gesetzt. Seit ich das Rollenspiel nun erstmals spielen konnte, bin ich hin und weg. Am liebsten hätte ich mir direkt meine eigene Version mit nach Hause genommen, um in dieser Welt zu versinken. Xenoblade Chronicles wird ganz klar einer der letzten großen Titel für die Wii und könnte am Ende sogar als eines der besten Wii-Spiele aller Zeiten hervorgehen. Jeder der auch nur halbwegs etwas mit japanischen Rollenspielen anfangen kann sollte zumindest einen Blick riskieren und eigentlich auch jeder andere Spieler. Monolith Soft scheinen nach ihrem Wii-Erstlingswerk Disaster: Day of Crisis mit Xenoblade Chronicles zu zeigen, zu was sie in der Lage sind und welches Genre ihnen wirklich liegt. Allerdings ist dies nur eine erste Einschätzung des Titels, doch es müsste schon einiges schief gehen, damit Xenoblade Chronicles im Test versagt.

Screenshots

13 Kommentare zu „Angespielt: Xenoblade Chronicles (Wii)“

  1. Pingback: Nintendo Post E3 2011: Großes Spieleaufgebot in Frankfurt | Press A Button

  2. Wir konnten in der Demo jetzt nicht die Sprache frei wählen, wissen also nicht ob die japanische Tonspur auf der Disc ist. Eine deutsche Vertonung ist aber eher unwahrscheinlich, da wird es wohl bei englischer Sprache mit deutschen Texten bleiben.

  3. @Kugelwilli:
    Wo hast du den Soundtrack bestellt? Ich habe den bisher leider noch nicht für einen halbwegs annehmbaren Preis gefunden.

    Toll ist die Musik aber auf jeden Fall, habe ihn mir mittlerweile auch auf YouTube mehrfach angehört.

  4. Play-Asia ist prinzipiell ok, was mich nur stört, ist, daß die UPS jedesmal (obwohl man die Ware ja schon bezahlt hat) ein saftiges Porto erhebt, das man an der Haustür bezahlen muß. Für mich unverständlich.

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