Im Test: Tom Clancy’s Ghost Recon: Shadow Wars (3DS)

Zum Launch des Nintendo 3DS stellte Ubisoft sage und schreibe gleich fünf Titel in die Regale. Einer davon ist Tom Clancy’s Ghost Recon: Shadow Wars. Die Vermutung lag nahe, dass sich hinter dem bekannten Namen lediglich ein mit heißer Nadel gestricktes Spiel verbirgt, welches pünktlich zum Launch der Konsole fertig sein sollte. Wir haben uns dennoch unerschrocken in die virtuellen Gefechte gestürzt und das Game für euch ausgiebig getestet.

Die Entwarnung kommt gleich zu Beginn: Ghost Recon: Shadow Wars ist alles andere als ein mittelmäßiger Titel, der den Launch-Hype der Konsole nutzen und so über die eigenen Schwächen hinweg täuschen möchte. Stattdessen präsentiert uns Ubisoft einen erstaunlich spaßigen und unterhaltsamen Titel, der vor allem Strategiefreunde schnell in seinen Bann ziehen wird. Ganz im Stile von Tatik-RPGs wie Fire Emblem und Final Fantasy Tactics oder der Advance Wars-Reihe bewegt man seine Einheiten nämlich Runde für Runde über Gitternetze, berücksichtigt dabei die Eigenheiten des Geländes und versucht die feindlichen Einheiten möglichst effektiv auszuschalten. Euch steht dabei nicht wie in anderen Strategiespielen eine Armee an seelenlosen Kriegern zur Verfügung, sondern ihr sammelt nach und nach ein Team aus insgesamt sechs Ghosts zusammen, die allesamt ihre speziellen Vor- und Nachteile besitzen. Der Commander ist ein Allround-Talent, der Scharfschütze punktet vor allem bei Treffern aus der Ferne, sein Kumpane mit der großen Wumme besitzt starke Durchschlagskraft, ist aber etwas langsam auf der Karte unterwegs, der Ingenieur darf ein Geschütz aufstellen oder Drohnen durch die Gegend schicken, die Medizinerin heilt sich sowie ihre Kollegen und die Tarnspezialistin huscht nahezu ungesehen an den Feinden vorbei und kann nur aus nächster Nähe entdeckt werden. Jeder eurer Charaktere kann nach und nach aufgelevelt und mit neuen Fähigkeiten versehen werden. Da eure Truppen über jeweils eine Zweitwaffe verfügen und vor jeder Mission die Bewaffnung sowie die Rüstung, etc. geändert werden darf, ist hier ein gewisses taktisches Potenzial vorhanden. In Verteidigungsmissionen könnt ihr beispielsweise auf Bewegungsmöglichkeiten verzichten und greift eher zur starken Panzerung mit hohem Verteidigungswert, in Angriffsmissionen, in denen ihr schnell unterwegs sein müsst, verfahrt ihr umgekehrt.

Vor jeder Mission erfolgt ein kurzes Briefing und ihr werdet darüber unterrichtet, welche Aufgaben auf euch warten. Das Missionsziel ändert sich jedoch teils während der Missionen, da beispielsweise zuerst ein Sprengsatz angebracht werden muss, danach gilt es die Zivilisten zu retten, währenddessen müsst ihr aber noch dafür sorgen, dass euer Feind keine Unterstützung anfordern kann. Für jedes erfüllte Ziel erhaltet ihr am Ende der Mission Sterne, mit denen ihr auf einem leider starr vorgegebenen Fertigkeitsbaum die Fähigkeiten eurer Ghosts verbessern könnt. Ihr dürft euch lediglich entscheiden, wann ihr welchen Ghost aufleveln wollt – maximal zwei Verbesserungen sind pro Levelabschluss möglich. Die Punkte können aber auch nur dann vergeben werden, wenn die Einheit im letzten Gefecht verwendet wurde. Da nicht immer alle sechs Ghosts zum Einsatz kommen, ist auch hier wieder ein taktisches Vorgehen notwendig. Drei Schwierigkeitsgrade stehen euch zur Verfügung, die ebenfalls vor jeder Mission neu gewählt werden dürfen. Wer also in einer Mission für Veteranen scheitert, darf diese auf Wunsch auch als Anfänger noch einmal probieren, später aber im höheren Schwierigkeitsgrad weiterspielen. Ihr erhaltet aber nur auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad auch die maximale Anzahl an Befehlspunkten, die für den persönlichen Fortschritt eures Profils wichtig sind und euch nach und nach verschiedene Auszeichnungen bescheren.

Einmal absolvierte Missionen dürfen später aber immer wieder neu angewählt und in höheren Schwierigkeitsstufen gespielt werden, so dass ihr euch nach und nach verbessern könnt. Allerdings haben eure Einheiten immer maximal die Stufe, die sie auch beim ersten Spielen der Mission hatten und ein weiteres Verbessern der Charaktere ist natürlich beim erneuten Spielen ebenfalls nicht mehr möglich. Wer jedoch seine Taktik optimieren möchte, kann sich so selbst nach dem Durchspielen der 37 Missionen noch stundenlang beschäftigen. Man kennt das ja: Nur noch eine Mission, dann ist aber wirklich Schluss für heute. Na gut, die nächste Mission geht auch noch … Hinzu kommt, dass man im Laufe des Spiels weitere Skirmish-Missionen und Mehrspielerkarten freischaltet, die für weitere Abwechslung sorgen. Mit einem zweiten Spieler vor dem Handheld darf man sich auch in den taktischen Gefechten messen. Man reicht dabei den 3DS nach jeder Runde weiter, was an sich problemlos funktioniert. Warum man aber zumindest als Alternative keinen echten Mehrspielermodus integriert hat, falls eben doch zwei Geräte zur Verfügung stehen, darf dennoch hinterfragt werden. Dies ist aber einer der wenigen Kritikpunkte an Ghost Recon: Shadow Wars. Abgesehen davon präsentiert sich der Titel vor allem spielerisch absolut auf der Höhe. Die taktischen Gefechte in den verschiedenen Terrains halten euch lange bei Laune und überzeugen mit vielen Details. In Büschen, hinter Häuserecken oder gar in Häusern versteckt nehmt ihr weniger Schaden als auf offener Flur, nach oben auf eine Anhöhe zu feuern verschlechtert eure Präzision, stellt ihr euch gesammelt auf und werdet angegriffen, reagieren eure Einheiten mit automatischem Gegenfeuer. Umgekehrt agieren eure Kontrahenten allerdings vor allem ab dem zweiten Schwierigkeitsgrad meist genauso geschickt und erfordern ein kluges Köpfchen sowie eine taktische Planung eures Vorgehens.

Die Grundlagen des Spiels werden euch dabei in den ersten Missionen nach und nach vermittelt, so dass ihr in Ruhe mit den Details des Gameplays vertraut gemacht werdet. Trotz der taktischen Möglichkeiten ist Ghost Recon: Shadow Wars dabei nicht zu komplex geraten, sondern eignet sich auch für Einsteiger. Die Spielgeschwindigkeit und der moderat ansteigende Schwierigkeitsgrad sind optimal auf den Handheld ausgelegt. Warum ich die Hintergrundgeschichte bisher nicht erwähnt habe? Weil diese ganz klar der Schwachpunkt des Titels ist. In Russland wird die Wahl des künftigen Präsidenten von einer Terrorgruppe beeinflusst, die gerne ihren eigenen Mann künftig an der Macht sehen wollen. Natürlich werden die Amerikaner zu Hilfe gerufen und ihr als Kommandant der Ghost-Einheit kommt ins Spiel. Die Geschichte ist dabei nicht nur extrem vorhersehbar, sondern auch ziemlich altbacken präsentiert inklusive Standbildern und teils peinlich-komischen Texten. Glücklicherweise lässt sich die Story wegdrücken und man kann sich einzig und alleine auf die Gefechte konzentrieren. Dennoch ist es schade, dass man sich hier nicht hat mehr einfallen lassen, weil so die Atmosphäre sicherlich noch einmal packender hätte ausfallen können.

Technisch gesehen lockt man mit dem Titel zwar niemanden hinter dem Ofen hervor, da die Landschaften etwas zu eintönig wirken und auch die einzelnen Charaktere nicht gerade vor Details strotzen. Dennoch wirkt vor allem der 3D-Effekt bei Ghost Recon: Shadow Wars sensationell gut. Mittels Slidepad könnt ihr die Kamera von der isometrischen Ansicht auch in die Vogelperspektive bringen oder seitlich drehen, um so den optimalen Überblick im Gelände zu gewährleisten. Gepaart mit den kurzen Kamerafahrten übers Areal vor Missionsbeginn und den gelungenen Effekten bei Explosionen und Rauch ist der Titel immerhin ansehnlich und lässt auch nach mehreren Stunden Spielzeit am Stück die Augen nicht ermüden. Auf eine Sprachausgabe wurde verzichtet, die Soundeffekte sind in Ordnung, die Hintergrundmusik geht ins Ohr und wieder hinaus, ohne hängen zu bleiben. Auch hier wäre somit mehr drin gewesen, aber nichts davon wirkt sich störend auf den Spielspaß aus.

Fazit

Mit Tom Clancy’s Ghost Recon: Shadow Wars ist Ubisoft ein absoluter Überraschungshit zum 3DS-Launch gelungen, den man sich als Fan rundenbasierender Strategie nicht entgehen lassen sollte. Neulinge werden behutsam eingeführt, dank drei Schwierigkeitsgraden und ausreichend taktischen Finessen werden aber selbst Profis lange bei Laune gehalten – dafür sorgen auch die freispielbaren Scharmützel. Der 3D-Effekt passt perfekt zum Titel und beweist, wie angenehm für die Augen man dabei auch unterwegs taktieren kann. Wäre die Story nicht dermaßen belanglos und öde präsentiert und hätte man sich technisch noch etwas mehr Mühe gegeben, hätten wir hier einen absoluten Hitkandidaten gehabt. Nichtsdestotrotz bleibt Ghost Recon: Shadow Wars ein tolles Games für Genrefans und der Launchtitel, der mich bislang mit Abstand am längsten an den 3DS gefesselt hat.

Screenshots

3 Kommentare zu „Im Test: Tom Clancy’s Ghost Recon: Shadow Wars (3DS)“

  1. Exakt 1 Monat nach Release kommt der Test auf die Seite!
    Da habt ihr aber ausgiebig und lange getestet 😉

    Zum Spiel: Ich habs leider nicht, aber soll wohl wirklich als launch Titel echt gut sein, ich warte aber lieber auf ein Fire Emblem fürn 3DS. Hoffentlich dann mit genauso guter Grafik wie Radient Dawn für Wii, vielleicht sogar dann besser :-L *sabber*

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